1. Die Zitadelle Mainz im winterlichen Gewand
  2. Doppelhorn von Gebr. Alexander (1915)
  3. Marionettenbühne (1928)
  4. Kettenhandtasche mit Stofffutter (Metallwarenfabrik Wilhelm Hanss)
  5. Landschafts-Bildkarten (kombinierbar)

Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen

Bruno Bellini

[Bild: Privat]

1937 bin ich in Italien geboren. Ich bin gelernter Bäcker, habe die Fachschule absolviert und war als Kellner in verschiedenen Gaststätten tätig. Teilweise hatte ich zwei Jobs und habe 12 Stunden am Tag gearbeitet. Mit 14 Jahren ging ich ins Ausland und kam 1961 nach Deutschland. Hier wollte ich nur einige Jahre bleiben, doch es war mir wichtig, Deutsch zu lernen. Deshalb habe ich Sprachkurse bei der VHS besucht. 1962 eröffnete ich mein Restaurant als erstes ausländisches Speiselokal in Mainz, das meine Söhne heute führen und wo ich immer noch mithelfe.


[Bild: Privat]

 

 

„Ich könnte mir kein besseres Land als Deutschland für mein Leben wünschen.“


José da Silva Santos

[Bild: Privat]

1937 bin ich in Portugal geboren. Zunächst habe ich in Lissabon im Stahlwerk gearbeitet. Mit 29 Jahren kam ich 1966 alleine nach Deutschland; ich hatte mich in Lissabon beim deutschen Konsulat beworben. Meine Frau kam 1969 nach. Ich habe bei verschiedenen Firmen gearbeitet und dann 28 Jahre lang bei Schott in Mainz. Die deutsche Sprache habe ich bei der Arbeit gelernt.

„Mein Leben findet in Mainz statt, meine Heimat ist Portugal. Ich trage beide in meinem Herzen.“


Elisa da Silva Poeira

[Bild: Privat]

1947 bin ich in Portugal geboren. 1969 folgte ich meinem Mann nach Deutschland. Ich arbeitete bei der Firma Elster, später führte ich einem Priester den Haushalt. In sieben Jahren wollten mein Mann und ich genug Geld sparen, um in Portugal ein Haus zu kaufen. Unsere Kinder sollten auf jeden Fall in Portugal in die Schule gehen – am Ende war unsere Tochter ab 6 Jahren hier in der Schule. Die deutsche Sprache habe ich schon in der Schule in Portugal gelernt und dann bei der Arbeit und durch Lesen.

„Von Portugal fehlte mir die Sonne, das Meer, das Essen – ja, das war das Schwierigste.“


Katica Vraneša

[Bild: Privat]

1950 bin ich in Kroatien geboren. Mit 18 Jahren besuchte ich meinen Onkel in Mainz-Bretzenheim. Eine Bäckerei bot mir an, bis zu meiner Rückkehr dort zu arbeiten. So blieb ich in Deutschland. Später war ich in Gaststätten und dann 30 Jahre lang bei IBM als technische Angestellte tätig. Ich hatte vor der Einreise schon etwas Deutsch gelernt.

Gleich nach der Hochzeit 1969 holte ich meinen Ehemann nach. Unsere zwei Kinder wuchsen zunächst in Kroatien auf, weil wir bald zurückkehren wollten. Wir holten sie dann wieder zu uns und sie gingen hier zur Schule. Ich war lange Mitglied im Ausländerbeirat in Mainz und habe das Zagreb-Haus mitbegründet.


[Bild: Privat]

 

 

„Seit ich Rentnerin bin, pendele ich zwischen Deutschland und Kroatien. Ich habe mich verändert. In Kroatien bin ich Nemeska, die Deutsche, hier bin ich Kroatin.“


Ayla Akyıldız

[Bild: Privat]

1938 bin ich in Istanbul in der Türkei geboren und in Şile aufgewachsen. Ich habe einen Realschulabschluss. Mein Bruder und meine Schwägerin rieten mir, nach Deutschland zu gehen. Ich kam 1968 hierher, um ein paar Jahre zu bleiben, und ließ meine Tochter zunächst in der Türkei. Tagsüber arbeitete ich in Wörrstadt bei NSM (Spielautomatenfabrik), zweimal die Woche besuchte ich abends einen Sprachkurs an der Berlitz-Schule in Mainz.

Ich habe in unterschiedlichen deutschen und türkischen Vereinen und Initiativen mitgearbeitet. Ich habe unter anderem Ausstellungen zum Thema Migration und Auswanderung organisiert.

 


[Bild: Privat]

 

 

„Ich lebe gerne in Mainz.“


Josip Sindicic

[Bild: Privat]

1938 bin ich in Kroatien geboren. Mit 15 Jahren habe ich die Hotelfachschule besucht und abgeschlossen. Als Schiffskellner habe ich von einem Gast erfahren, dass in der Bundesrepublik Arbeitskräfte gesucht werden. 1961 kam ich nach Eisenstadt in Österreich, wo ich meine Frau kennenlernte. 1963 arbeitete ich in Wiesbaden im Parkhotel, später im Kaufhof in Mainz. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie lange ich in Deutschland bleiben würde. Ende der 60er Jahre habe ich mich als Gastronom selbständig gemacht. Als ich in Rente war, habe ich mich in Mainz-Laubenheim in verschiedenen Vereinen wie der Feuerwehr und dem Sängerverein engagiert.


[Bild: Privat]

 

 

„Meine Frau und ich haben viel gearbeitet,
Freizeit hatten wir eigentlich nicht.“


Giuseppe Cirella

[Bild: Privat]

1938 bin ich in S. Gino in Italien geboren. Ich bin gelernter Maurer. Im Jahr 1960 kam ich alleine nach Deutschland und konnte so den Militärdienst vermeiden. Meine Frau holte ich nach einem Jahr nach. Mein erster Arbeitsvertrag lief über sieben Monate. Ich wollte drei bis vier Jahre hier arbeiten, sparen und damit in Italien ein Haus bauen. Am Ende war ich 40 Jahre bei der Lang GmbH in Nackenheim tätig.

„Ich habe zwei Heimaten, eine so schön wie die andere.“


Teresa Cirella

[Bild: Privat]

1940 bin ich in S. Gino in Italien geboren. Ich bin gelernte Schneiderin. 1961 folgte ich meinem Mann nach Deutschland. Ich war die erste italienische Frau im Kreis Mainz. Deutsch habe ich beim Arbeitgeber meines Mannes, in der Kapselfabrik und im Gespräch mit den Nachbarn gelernt. Unser erstes Kind brachten wir mit einem Jahr zu den Großeltern nach Italien. Später hörte ich auf zu arbeiten, um unsere drei Kinder hier großzuziehen. Ich war mit meiner Familie fast jedes Wochenende in der italienischen Gemeinde in Mainz. Unsere Kinder haben hier in der Emmeransstraße abends die italienische Schule besucht.

„Bevor man nach Deutschland kam, wurde eine Gesundheitskontrolle durchgeführt. Nicht mal ein Zahn durfte fehlen.“


Yılmaz Atalay

[Bild: Privat]

1933 bin ich in Çorum in der Türkei geboren. Ich habe ein Studium an der Istanbuler Technischen Universität absolviert und als Getreidehändler im Familienunternehmen gearbeitet. Ich kam 1961 nach Deutschland, nachdem mir ein Kommilitone von den Möglichkeiten erzählt hatte. Ich wollte bleiben, bis ich Geld für ein Auto gespart hatte. Zuerst arbeitete ich in Bonn, später war ich in Mainz bei der AWO Sozialberater. Dann habe ich ein türkisches Lebensmittelgeschäft und ein Reisebüro geführt. Ich habe 2002 die erste Diabetiker-Selbsthilfegruppe in türkischer Sprache gegründet und bin Vorsitzender des Vereins „Gesundheitsprävention im Mainz und Umgebung“. Wichtig war mir die Einrichtung eines muslimischen Gräberfeldes auf dem Mombacher Waldfriedhof.


[Bild: Privat]

 

 

„Mein Vaterland ist die Türkei,
mein Mutterland ist Deutschland.“


Maria Da Conceiçâo Gonçalvas Barroncas

[Bild: Privat]

1948 bin ich in Portugal geboren. Im Jahr 1972 habe ich mich auf einen Aushang hin für einen Job in Deutschland beworben und kam alleine mit einem Arbeitsvertrag hierher. Deutsch habe ich von meinen Kollegen und meiner Chefin gelernt. Ich wollte nur kurze Zeit hier arbeiten. Es war am Anfang sehr schwer für mich hier, weil ich von meinen Kindern getrennt lebte. Später habe ich sie nachgeholt. Ich war in verschiedenen Restaurants tätig und als Verkäuferin bei Eduscho. Für Vereine hatte ich keine Zeit, denn ich habe immer viel, auch an den Wochenenden, gearbeitet.

„Ich habe zwei Heimaten, ich lebe hier, und ich liebe Portugal.“