1. Die Zitadelle Mainz im winterlichen Gewand
  2. Doppelhorn von Gebr. Alexander (1915)
  3. Marionettenbühne (1928)
  4. Kettenhandtasche mit Stofffutter (Metallwarenfabrik Wilhelm Hanss)
  5. Landschafts-Bildkarten (kombinierbar)

Mainzer Trinkwasser aus der Brauerei

Der Wasserhochbehälter auf der Hechtsheimer Höhe (Weisenauer Weg).[Bild: Thomas Nonnenmacher]

In der vorindustriellen Zeit wurde die Wasserversorgung in den Städten durch öffentliche und private Brunnen sichergestellt. Als diese nicht mehr ausreichten, baute man zusätzlich Pumpwerke und Gefälleanlagen. Das Wasser war häufig kontaminiert, sodass regelmäßig Epidemien wie Typhus und Cholera auftraten. Im 19. Jahrhundert stieg mit der Industrialisierung und dem starken Bevölkerungswachstum der Wasserbedarf stark an.

In Mainz hatte Dr. August Rautert 1863 als erster ein privates Wasserwerk in der Walpodenstraße errichtet. Er versorgte mit einem Wasserleitungssystem die Bewohner der Umgebung, vor allem aber die in der Nachbarschaft angesiedelten Bierbrauereien, Wein- und Sektkellereien. 1888 erwarb die Stadt Mainz dieses Wasserwerk und erweiterte es. Zur Versorgung der ganzen Stadt reichte die Kapazität jedoch bei weitem nicht aus.

Die „Rheinische Actien-Brauerei Weisenau“ kam zu Hilfe. Sie schloss mit der Stadt 1894 einen ersten Vertrag und lieferte aus ihrem Wasserwerk vier Jahre lang Trinkwasser nach Mainz. 1897 bot sie eine Verlängerung an; nach zähen Verhandlungen wurde 1899 ein Vertrag mit zehnjähriger Laufzeit über höhere Liefermengen geschlossen. Dazu mussten die Förderanlagen erweitert und ein Hochbehälter auf der Hechtsheimer Höhe errichtet werden. Die Brauerei lieferte in der Folgezeit mehr als die Hälfte des Mainzer Trinkwassers. Ein weiteres Drittel kam ab 1905 aus dem erweiterten Pumpwerk des 1896 errichteten Schlacht- und Viehhofs.

Unabhängig davon plante man die Schaffung eines zentralen Wasserwerks. 1912 erwarb die Stadt Mainz dafür im Waldgebiet bei Hof Schönau im Kreis Groß-Gerau das benötigte Gelände. Durch den Krieg wurde das Projekt für etliche Jahre unterbrochen. Erst Anfang 1929 konnte das Wasserwerk Hof Schönau in Betrieb genommen werden. Der Vertrag mit dem Besitzer des Wasserwerks Weisenau (der ehemaligen „Rheinischen Bierbrauerei“) lief am 31. Dezember 1928 aus. Schon seit 1912 wurde hier kein Bier mehr gebraut, doch bis 1928 war ein Großteil der Mainzer noch mit Wasser aus der Brauerei versorgt worden.

Lageplan zur Errichtung eines Wasserwerkes auf dem Gelände der Rheinischen Bierbrauerei.[Bild: Digitalisat auf Basis des Exemplars der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz, Signatur Mog m:4°/580.]

Autoren: Hedwig Brüchert / Michael Koop